Hilfe bei Beschwerden der Atemwege

SELBSTHILFE BEI BESCHWERDEN DER ATEMWEGE
(Asthma, verstopfte Nase, Rhinitis, Nebenhöhlenbeschwerden/Sinusitis, Bronchitis)

Auf dieser Seite finden Sie eine plausible Erklärung, warum sich bei manchen Menschen die Atemwege in Nase und Lunge durch Schleimbildung und Schleimhautanschwellung verengen, bzw. warum die Bronchien sich verkrampfen.

Diese Erscheinungen sind nicht Folge einer Krankheit, sondern lebensrettende Schutzreaktionen des Körpers. Auf der Grundlage dieser Sichtweise ist es möglich, das Auftreten dieser Beschwerden zu verhindern.

Wie kommen wir dazu, Schnupfen und Asthma als eine Krankheit anzusehen? 

Als Vorspann zu den untenstehenden Ausführungen, bitte ich Sie, sich einmal folgende Analogie anzuschauen:
Unser Körper braucht zum gesunden Funktionieren eine Körpertemperatur von etwa 37 Grad. Steigt die innere Temperatur z. B. durch körperliche Anstrengung, schwitzen wir, und dadurch sinkt die Temperatur wieder. Niemand käme auf die Idee, das Schwitzen als Krankheit anzusehen. Es ist eine natürliche Schutzmaßnahme zur Erhaltung unserer Gesundheit, die aufhört, wenn der Normalzustand wieder hergestellt ist.

Wie wäre es, wenn wir die Produktion von Schleim in der Nase und den Bronchien und die Verkrampfung der Atemwege in der Lunge, die dazu führen, dass wir weniger Luft kriegen, ebenfalls als eine natürliche Reaktion des Körpers betrachten, der damit erreichen will, dass wir weniger atmen? Vielleicht atmen wir, ohne es zu wissen, zuviel, was ebenso wie eine erhöhte Körpertemperatur auf Dauer dem Körper schadet. Die Befreiung von den Atembeschwerden bestünde dann darin, das Atmen, den Luftumsatz, wieder auf das normale Maß zu reduzieren. Dann könnte der Körper die Schutzmaßnahmen beenden.

Asthma und Beschwerden der Nase sind in der Regel eine Folge langjähriger, meist unbemerkter Hyperventilation, d. h. zu schneller bzw. zu tiefer Atmung

Ein „Asthmaanfall“ ist nahezu immer eine Schutzmaßnahme des Körpers gegen die schädlichen Folgen akuten Kohlendioxidmangels. Ihm geht im allgemeinen eine durch Stress verschiedenster Art hervorgerufene Periode beschleunigter und vertiefter Atmung voraus, die zu einem gefährlich niedrigen CO2-Niveau führt, wenn dies schon vorher auf einem niedrigen Stand war. Als Gegenmaßnahme verengt der Körper die Atemwege.

ERLÄUTERUNG IN KÜRZE 

  • Der Körper braucht eine Mindestkonzentration von Kohlendioxid im Blut zum Überleben.
  • Hyperventilation führt zu einem übermäßigen Verlust an Kohlendioxid und mit der Zeit zu einem chronisch niedrigen Kohlendioxidniveau im Blut.
  • Tritt dann eine akut verstärkte Atmung auf z. B. infolge von Stress (körperliche Anstrengung, Kontakt mit einem Allergen, usw.), sinkt der Kohlendioxidspiegel in einen gefährlichen niedrigen Bereich.
  • Manche Menschen haben aufgrund ihrer genetischen Veranlagung die Fähigkeit, sich vor weiterem Kohlendioxidverlust zu schützen durch Anschwellen der Nasenschleimhäute, Schleimbildung in Nase und Lunge sowie Verkrampfung der Bronchien.
  • Durch Üben lässt sich die Atmung wieder auf das normale Maß reduzieren. Idealerweise steigt im Laufe der Zeit der Kohlendioxidspiegel wieder auf die normale Höhe. Die Atemwegsverengungen sind nicht mehr erforderlich und treten weniger oder nicht mehr auf.

AUSFÜHRLICHE ERLÄUTERUNG 

  • Kohlendioxid (CO2) spielt im Körper eine wichtige Rolle.
    Beim Gesunden enthält die Luft in der Lunge etwa 6% CO2 gegenüber 0,03% in der uns umgebenden Atmosphäre. Dieses Niveau ist für unsere Gesundheit notwendig und wird normalerweise durch Regelung der Atemfrequenz und Atemtiefe aufrechterhalten. Die Atemsteuerung orientiert sich in erster Linie am CO2-Gehalt des Körpers und vertieft oder beschleunigt z. B. die Atmung, wenn der CO2-Wert zu hoch ist. CO2 ist keineswegs nur ein Abfallprodukt, das bei der Umsetzung des Sauerstoffs in Energie anfällt, sondern spielt eine wichtige Rolle im Körper (z. B. als Puffer im Säure-Basen-Haushalt und bei der Entspannung der glatten Muskulatur). Der normale CO2-Wert von 40 mm Hg im Blut darf nicht zu weit unterschritten werden, und bei einem CO2-Wert unter 3% funktioniert der Gasaustausch in der Lunge nicht mehr. Ein zu niedriger CO2-Gehalt schränkt auch die Fähigkeit der roten Blutkörperchen ein, Sauerstoff an die Zellen abzugeben. Chronischer CO2-Mangel hat schädigende Auswirkungen auf nahezu alle körperlichen Vorgänge, führt zu einer geringeren Produktion des körpereigenen Cortisons (Kortisol) und schwächt so das Immunsystem. Das allgemeine Erkrankungsrisiko steigt. Auch die bei Asthmatikern regelmäßig zu findende Entzündung der Schleimhäute in den Lungen lässt sich damit erklären.
  • Durch Zuviel-Atmen verlieren wir CO2.
    Körperliche oder emotionale Belastung (Stress) lässt die Atmung schneller und tiefer werden. Die dabei ausgeschütteten Hormone setzen die normale Atemsteuerung außer Kraft, und wir atmen mehr CO2 aus als physiologisch angemessen. Es entsteht ein CO2‑Mangel, der normalerweise sehr bald durch Reduzierung der Atmung wieder ausgeglichen wird. Entweder wegen häufig auftretenden Stresses oder aus anderen Gründen kann jedoch dieses Zuviel-Atmen (Hyperventilation) zur Gewohnheit werden und wird dann auch nicht mehr als übertrieben empfunden. Der CO2-Wert ist dann ständig zu niedrig, und es entsteht ein chronischer CO2-Mangel. Die Atemsteuerung übernimmt (unglücklicherweise) mit der Zeit diesen zu niedrigen Wert als neuen Richtwert.
    Die Folge ist, dass auch in belastungsfreier Zeit der CO2-Wert auf einem zu niedrigen Niveau liegt.
  • Im Notfall verengt der Körper die Atemwege, um das CO2-Niveau wieder zu heben.
    Kommt es nun zu einem akut erhöhten Stress (z. B. durch körperliche Anstrengung, Kontakt mit Allergenen, emotionale Belastung, unverträgliches Nahrungsmittel), verstärkt sich die Atmung weiter, und der CO2‑Pegel sinkt eventuell auf ein gefährlich niedriges Niveau.
    Der Körper muss schließlich Schutzmaßnahmen ergreifen, um den CO2‑Verlust aufzuhalten. Bei Menschen mit entsprechender genetischer Veranlagung schwellen die Schleimhäute der Atemwege an und die Bronchien verkrampfen sich. Die Nase geht also zu, oder es kommt zu Atemnot.

Diese Erklärung wurde vor 50 Jahren von dem ukrainischen Arzt Prof. Buteyko gefunden und wissenschaftlich ausführlich belegt. Sie stieß auf erheblichen Widerstand in der medizinischen Fachwelt und wurde erst 1980 von der sowjetischen Akademie der Wissenschaften anerkannt. Seitdem werden in der Sowjetunion in zunehmendem Maße asthmatische Beschwerden nach der darauf beruhenden Heilmethode behandelt. Auf der Grundlage dieses Modells erreichen die Patienten durch eine einfach zu lernende Reduzierung der Atmung auf das normale Maß eine wesentliche Linderung der Beschwerden und können die Menge der einzunehmenden Medikamente drastisch reduzieren.

Eine vor 10 Jahren in Brisbane, Australien durchgeführte klinische Untersuchung zeigte, dass eine Umstellung ihrer Atemweise Asthmatikern nach einigen Wochen des Übens eine Reduzierung ihrer Notfallsprays um durchschnittlich 90% und ihrer vorbeugenden Medikamente (Cortison) um 50% ermöglicht. Weitere Studien wurden in England durchgeführt, die Buteykos Erklärung bestätigten.

Asthma ist nach dieser Sichtweise also keine Krankheit im üblichen Sinne, sondern eine Rettungsmaßnahme des Körpers. Sie wird überflüssig, wenn der CO2-Gehalt durch Umstellung der Atmung wieder stabil in der Nähe des normalen Wertes liegt. Die Beschwerden nehmen im allgemeinen schon nach wenigen Wochen deutlich ab. Wird die neue Atemweise zur Gewohnheit, kommt es mit der Zeit in der Regel nur noch zu geringfügigen Beschwerden, oder sie treten überhaupt nicht mehr auf.

Die Entdeckung des Zusammenhangs zwischen Hyperventilation, chronischem CO2-Mangel und körperlichen Beschwerden erklärt auch die Entstehung von Allergien, Bronchitis, Neurodermitis und einer Reihe anderer Krankheiten und ermöglicht Heilung, weil die Ursache beseitigt werden kann.

Ein Australier, der bei einem Russlandaufenthalt durch die Buteyko-Methode von seinem Asthma weitgehend befreit wurde, brachte sie 1990 nach Australien und Neuseeland. Dort haben bereits Zehntausende davon profitiert. Allmählich breitet sich dieses Wissen in die englischsprachigen Länder aus. Ausgebildete Buteyko-Lehrer/innen in Deutschland findet man unter www.atemweite.de.


MEINE ERFAHRUNGEN MIT DER BUTEYKO-METHODE 

Seit dem sechsten Lebensjahr hatte ich regelmäßig asthmatische Beschwerden und eine chronisch zugeschwollene Nase mit Nebenhöhlenentzündung. Zwei Hyposensibilisierungen, eine Nasenscheidewandkorrektur und eine Polypenentfernung brachten keine Linderung. Ein Notfallspray („Aludrin“, „Alupent“, „Berotec“) nahm ich ab dem neunten Lebensjahr bis zu zehn Mal am Tag.

Mit 44 Jahren (im Jahr 2000) begann ich mit der zweimal täglichen Einnahme eines cortisonhaltigen Sprays. Danach waren die asthmatischen Beschwerden sehr zurückgegangen. Aber ich wollte nicht für den Rest meines Lebens von diesem Medikament abhängig sein. Außerdem hatte ich immer noch die verstopfte Nase. Sie war tagsüber in der Regel nur wenige Stunden auf, nachts immer zu.

Im Sommer 2001 las ich im Internet von der Buteyko-Methode und stellte allmählich meine Atmung nach den dort zu findenden Anleitungen um. Meine Nasenprobleme wurden sofort besser. Nach kurzer Zeit konnte ich nachts mit geschlossenem Mund schlafen, und heute ist meine Nase permanent frei.

Nach einigen Monaten konnte ich meine Asthmamedikamente um mehr als die Hälfte reduzieren. Heute kann ich meistens mit der nur noch selten auftretenden Atemnot so umgehen, dass sie sofort oder nach wenigen Minuten vorbei ist. Ich fühle mich das erste Mal in meinem Leben gesund.

Ich bin in doppelter Hinsicht dankbar, von der Buteyko-Sichtweise und der Möglichkeit der Selbsthilfe erfahren zu haben. Zum einen, weil ich damit erreichen konnte, nur noch selten unter Atemwegsbeschwerden zu leiden. Eine lebenslange Hoffnung, die ich kaum noch aufrecht halten konnte, ging damit in Erfüllung. Ich hatte die Aussicht, dass ich mit zunehmendem Alter immer mehr leiden und insbesondere wegen des Asthmas immer weniger leistungsfähig sein würde. Nun lebe ich in der Zuversicht, dass ich aufgrund des neuen Verständnisses, welche eine unmittelbare und eine langfristige Selbsthilfe ermöglicht, gut damit alt werden kann.

Zum anderen bin ich froh, für das Auftreten meiner Beschwerden eine Erklärung gefunden zu haben, die nicht darin besteht, dass sie auf einer Krankheit, angeborenen Schwäche oder Hyperreagibilität beruhen, die unerforschliche Ursachen hat. Stattdessen dienten das Zuschwellen der Nase und die asthmatischen Reaktionen dazu, mich am Leben zu halten. Dies half mir, wieder zu einer vertrauensvollen und freundlichen Einstellung zu meinem Körper zurückzufinden.


WIE KÖNNEN SIE SICH HELFEN?

Seit kurzem gibt es ein Buch, das die Buteyko-Methode erläutert: „Leben ohne Asthma“, Andrej Novozhilov, Mobiwell Verlag, 2010.

Ein weiteres Buch beschreibt die Methode für Kinder mit asthmatischen Problemen: „Aragon besiegt sein Asthma“, Christina Osinger, medizinischer Verlag DUSTRI, 2018.

Im folgenden beschreibe ich in Kurzform die Techniken, die mir geholfen haben. Sie sind ausführlich beschrieben in „Paul Ameisen, Die Buteyko-Methode“ und in „Bericht und Anleitung von Adolf Mathias“.


ANLEITUNG ZUR BUTEYKO-METHODE 

WICHTIGER HINWEIS:
Wenn Sie diese Techniken für sich anwenden, tun Sie dies in eigener Verantwortung. Informieren Sie sich zuerst ausführlich. Einige der Techniken sind bei bestehenden schweren Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes, Epilepsie, Herzkrankheiten, Nierenkrankheiten u.a. nicht ohne Risiko. Wenn Sie einen Arzt finden, der Sie bei der Anwendung der Buteyko-Methode unterstützt, besprechen Sie sich mit ihm. Setzen Sie nicht eigenmächtig Ihre Medikamente ab, insbesondere nicht solche, die Cortison enthalten.

Wie mache ich eine verstopfte Nase frei?

  • Atmen Sie einige Atemzüge ruhig, nicht tief, eher flach.
  • Nach einer normalen Einatmung atmen Sie zur Hälfte aus, halten die Nase zu und die Luft an.
  • Führen Sie leichte nickende Bewegungen mit dem Kopf aus (dies ist nicht unbedingt notwendig, unterstützt aber die schleimhautabschwellende Wirkung).
  • Halten Sie die Luft längere Zeit an, fünf oder mehr Sekunden über den ersten stärkeren Impuls, Luft zu holen, hinaus.
  • Danach atmen Sie normal weiter, also nicht tief, sondern einige Atemzüge lang eher flach. Nicht nach Luft schnappen!
    Normalerweise geht die Nase unmittelbar danach allmählich auf. Notfalls führen Sie das Luftanhalten ein zweites Mal durch. Wenn Sie anschließend nur durch die Nase atmen und darauf achten, nur soviel wie notwendig zu atmen, bleibt die Nase im allgemeinen frei.

Wie beende ich eine beginnende Atemnot bzw. einen leichten Asthmaanfall?

  • Wenn die äußeren Umstände es erlauben, setzen Sie sich aufrecht mit geradem Rücken hin und entspannen Sie sich so gut wie möglich.
  • Drosseln Sie die Atmung ein klein wenig; widerstehen Sie dem Impuls, nach Luft zu schnappen.
  • Atmen Sie 10 oder besser 20 Minuten lang bewusst etwas flacher als sonst. Auch Atemnot lässt sich durch langes Luftanhalten positiv beeinflussen und eventuell beenden. Grundlegend wichtig ist jedoch nachher und auf Dauer den Luftumsatz (Atemvolumen pro Zeiteinheit) auf ein normales Maß zu verringern.

Wie stelle ich meine Atmung um, so dass die Atemwege sich nicht mehr verengen?

  • Die Grundregel ist, das Hyperventilieren, das Zuviel-Atmen, zu beenden. Diese Umstellung der Atmung erfordert, dass Sie für einige Wochen oder Monate täglich üben und aufmerksam Ihre Atmung beobachten. Ideal ist, wenn Sie sich jeden Tag morgens und mehrmals tagsüber 20 Minuten hinsetzen und flaches Atmen üben. Reduzieren Sie dabei Ihre Atmung nur soweit, dass ein ganz leichtes Gefühl von Lufthunger auftritt. Achten Sie auch tagsüber (beim Autofahren, Fernsehen, usw.) darauf, eher ein bisschen flacher zu atmen, als es Ihre Gewohnheit ist.
  • Atmen Sie auf jeden Fall nur durch die Nase.
    Mit der Zeit gewöhnt sich die Atemsteuerung im Gehirn an den nun höheren CO2-Wert, und das Gefühl von Lufthunger verschwindet.

 

Ich habe diese Seite aus dem Bedürfnis heraus erstellt, diese wertvolle Information zu verbreiten und Asthmatikern und anderen zu ermöglichen, ihr Leiden wesentlich lindern oder zu beenden. Insbesondere liegt mir am Herzen, Kindern, die eine Atemwegsproblematik entwickeln, einen Leidensweg zu ersparen.

Wenn Sie sich mit dieser Methode helfen möchten und die hier und auf den anderen Seiten gegebenen Informationen nicht ausreichen, können Sie sie auch in einem Kurs lernen (s. www.atemweite.de).

Ernst Adams
www.yoga-praxis.de