Im Urwald lebte auch ein verrückter Affe. Dass er verrückt war, konnte man daran sehen, dass er ständig davon sprach, einen verrückten Affen im Kopf zu haben. Immer wenn er etwas Verrücktes getan hatte, behauptete er, er sei es gar nicht gewesen, sondern der verrückte Affe in seinem Kopf habe das getan.
Dieser Affe war ganz besessen davon, den anderen Tieren zu helfen. Fand er eine Kokosnuss, stellte er ein Schild auf: „Hier gibt es Kokosnüsse!“ Stolperte er über eine Baumwurzel oder verfing sich in einer Liane, schon hing ein großer Zettel am Baum: „Achtung, Gefahr!“
Für den Affen war auch das Durcheinander im Urwald unerträglich. Er wollte da unbedingt Ordnung schaffen. Er – oder war es der verrückte Affe in seinem Kopf ?- fing also an, überall Wege zu sehen, wo gar keine waren. Wer hätte schon mal davon gehört, dass es im Urwald Wege gäbe? Aber der Affe glaubte, sich auszukennen. „Hier geht es zur Wasserstelle!“, „Noch 500 Meter bis zum nächsten Bananenbaum“, „Abkürzung“ stand z. B. auf den Schildern, die er aufstellte. Da wo er glaubte, dass zwei Wege sich kreuzten, glaubte er sogar, den Verkehr regeln zu müssen. Er erfand Hauptwege und Nebenwege, so dass es keine Zusammenstöße geben sollte. Dabei hatte es seit Jahrtausenden kaum Zusammenstöße zwischen zwei Tieren gegeben. Und wenn, dann war es meist ein willkommener Anlass gewesen, sich mal wieder ausgiebig zu unterhalten. Oder der eine hatte den anderen aufgefressen. So hatte wenigstens einer etwas davon gehabt. Aber der Affe fand, mit diesem Chaos müsse Schluss sein.
Man kann sich vorstellen, dass das den anderen Tieren nicht gefallen hat. Sie fühlten sich bevormundet und fanden es gar nicht mehr schön im Urwald. Sie hatten hier schon seit Urzeiten gelebt und überlebt, ohne dass ihnen einer hätte sagen müssen, wo es lang ging. Die vielen Hinweise, Zettel und Schilder verwirrten sie nur. Wo die meisten von ihnen doch gar nicht lesen konnten!
Als ihnen das Treiben des Affen so richtig tierisch auf den Sack ging, gründeten sie einen Verein zur Erhaltung der Urwaldunordnung, dem laut Satzung Affen nicht angehören durften. Sie trafen sich regelmäßig, um zu beratschlagen, wie sie dem Tun des Affen Einhalt gebieten könnten. Einer der etwas Klügeren unter ihnen, hatte schließlich die Idee, überall Schilder aufzustellen mit der Aufschrift „Schilder aufstellen verboten!“, was sie dann auch taten.
Als der arme Affe das sah, ging es mit ihm bergab. Er hielt sich natürlich an das Verbot und stellte fortan keine weiteren Schilder mehr auf, denn die Befolgung von Regeln war für ihn das höchste Gebot. Aber er hatte den Verdacht, dass da irgendwas ganz Schräges an der Angelegenheit sein müsse. Und weil er nicht dahinter kam, wurde er wirklich verrückt. Er zog sich ganz zurück von der Welt, guckte den ganzen Tag nur noch Fernsehen, ernährte sich hauptsächlich von Schokolade und Chips, und niemand hörte jemals wieder etwas von ihm.